Agile Projektmanagement Methoden

Agiles Projektmanagement

Abkürzung: APM

Bedeutung: Oberbegriff für verschiedene Vorgehensmodelle bei der Softwareentwicklung wie Scrum, Kanban oder Extreme Programming.

Begriff gewinnt zunehmend an Bedeutung, wenn es um neue Denkweisen im Projektmanagement als Gegensatz zum traditionellen, planungsorientierten Projektmanagement geht!

Agile Prozesse

agil = leicht, leichtgewichtig

Ziel:

  • “weniger bürokratisches” Projektmanagement
  • “leichtere” Steuerung von Projekten und Prozessen
  • dynamisch und flexibel gestalten
  • geringe Planungs- und Führungsintensität

Klassisches Projektmanagement

Diagramme, Grant-Charts bzw. Balkenpläne und “Kritische Pfad-Analysen” sowie viele weitere Projektmanagment-Aktivitäten werden

  • meist mit der neuesten PM-Software,
  • langfristig geplant und 
  • detailiert ausformuliert um
  • Projetverantwortlichen das Gefühl von
  • Sicherheit und Kontrolle zu geben.

Die Mitarbeiter nicken die Pläne ab und handeln getreu dem Motto: “Sollen die nur planen, Hauptsache wir können ungestört arbeiten!”

Plan, Pläne, Planung … Pläne sind nichts, Planung ist alles

“Ein Plan der nicht geändert werden kann, ist schlecht”

Publilius Syrus, römischer Mimen-Autor im 1. Jahrhundert v. Chr.

Agiles Projektmanagement

APM “denkt” anders:

  • lässt die Entwickler planen,
  • fordert gleichzeitig konsequent Zusagen
  • sowie aktive Beteiligung am Projektgeschehen
  • von Projektverantwortlichen und -beteiligten ein.
  • Und das alles ohne komplexe Charts oder komplizierte Hightech-Tools.

Agiles Manifest

APM basiert auf den Werten des Agilen Manifests:

  • Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Obwohl die Werte auf der rechten Seite wichtig sind, empfindet man im APM die Werte auf der linken Seite als wichtiger.

Planung statt Plan

APM ist gekennzeichnet durch adaptives Planen:

  • anstatt am Anfang des Projekts
  • einen umfangreichen und detaillierten Plan zu entwerfen,
  • gemäß dem das Projekt gemanagt wird

​finden Planungssitzungen

  • regelmäßig und in kurzen Abständen statt wobei
  • die Fortschrittskontrolle auf Inspektion der lauffähigen Software basiert.

Stellt konventionelle Annahmen in Frage

APM ändert die Beziehungen zwischen Projektmanagement und Team grundsätzlich und stellt dabei viele konventionelle Führungsannahmen in Frage:

  • Teamentscheidungen statt “Command and Motivate”
  • welche Arbeitsergebnisse wann erbracht werden
  • Team (Entwickler) organisieren sich und ihre Arbeit selbst
  • Projektmanager agiert als Moderatorbzw. “Enabler

APM-Ansatz “Scrum”

Der meist verbreitete Ansatz für ein agiles Vorgehen ist Scrum:

Scrum wurde durch eine Studie über erfolgreiche Produktentwicklung bei japanischen Unternehmen (Honda, Fuji und Canon) mit dem Titel “The New Product Development Game. Stop running the relay game and take up rugby” inspiriert. Scrum bezeichnet im Rugby das Gedränge, um das Spiel nach kleineren Regelverstößen oder nach einem Aus neuzustarten.

Rollen in Scrum

  • Productowner (PO) = Produktverantwortlicher
    verantwortlich für Produktversion, Leistungsmerkmale und ROI – bekleidet meist Produktmanager oder Kunde
  • Scrum Master (SM) = Moderator & Enabler
    unterstützt Team bei Produktentwicklung durch Besprechungen, Beseitigen von Hindernissen, Erstellen von Metriken und achtet auf Einhaltung des Prozesses
  • Team
    verantwortlich für die Entwicklung, organisiert sich selbst und legt fest, wann welche Arbeit erbracht wird bzw. welche Schritte notwendig sind

Scrum: So funktionierts

PO: Bestimmt zu Projektbeginn alle bekannten Leistungsmerkmale des zu entwickelnden Produkts und priorisiert diese. Diese Menge wird als Product Backlog bezeichnet.

Team: Bewertet anschließend diese den Aufwand zur Abarbeitung der Product-Backlog-Elemente (PBI).

Dies führt zu einem ersten groben Projektplan, der zeigen soll, wieviele Iterationen notwendig sind, um einen Meilenstein zu erreichen.

Scrum: Iterationen

Scrum-Team

  • wählt zu Beginn jeder Iteration (= Sprint)
  • die Anforderungen mit der höchsten Priorität
  • die innerhalb des Sprints umgesetzt werden können
  • hat dabei volle Autorität (um alles Notwendige im Rahmen der Projektvorgaben zu tun)
  • um den Sprint Backlog abzuarbeiten
  • und ist somit für das Sprintziel selbst verantwortlich

Team trifft sich jeden Tag während des Sprints zu selben Zeit am selben Ort (= Daily Scrum)

  • um Projektfortschritt zu erfassen,
  • Kommunikation der Mitglieder zu erhöhen
  • und Hindernisse aufzuzeigen

Scrum Master

  • ruft Daily Scrum ein
  • beseitigt aufgezeigte Hindernisse
  • erstellt Messungen und Metriken
  • um Projektfortschritt zu visualisieren und
  • zu erkennen, ob Sprintziel erreicht wird oder ggf. korrigierende Maßnahmen ergriffen werden müssen
  • hilft dem Team tragfähige Entscheidungen effektiv herbeizuführen

Der Sprint

Während dem Sprint …

  • keine neue Anforderungen einbringen
  • keine Ressourcen abziehen
  • von jeglichen Einfüssen schützen

Am Ende des Sprints (Sprint Review) …

  • Team präsentiert Projektergebnisse inkl. Demo der entwickelten Software
  • PO nimmt Arbeitsergebnisse ab
  • PO kann wieder neue Anforderungen einbringen oder exitierende modifizieren und neue priorisieren
  • Soll/Ist-Vergleich: alle SB-Elemente abgearbeitet?

Vorteile

  • Transparenz über Entwicklung
  • Frühzeitiges Feedback über Projektfortschritt
  • alle Beteiligten können schnell gegensteuern, zB
  • PO: Leistungsmerkmale streichen, Fail-Fast
  • SM/Team: neue Produktivitätssteigerung suchen (Anpassung des SW-Prozesses, Teambuilding)
  • Rechte und Pflichten klar festgelegt
  • Deutlicher Produktivitätszuwachs
  • Verbesserte Moral

Herausforderungen

  • Neue Arbeitsweise muss sich erst einspielen
  • Partizipative und kollaborative Entscheidungsprozesse neu “lernen”
  • Enge und disziplinierte Kooperation aller Beteilgter
  • tiefgreifender Wandel der bisherigen Arbeitsweise führt eventuell zu Wiederstand
  • Team: häufige Planungssitzungen als Overhead
  • PL/PO: neue Rolle (als Mitglied) akzeptieren & Verantwortung abgeben & mehr Zeit im Projekt (nicht nur mehr Anfang und Ende)

=> Kulturwandel durch APM!

“Scrum ist schnell erklärt, aber schwierig einzuführen”