Klassische vs agile Projektplanung

Klassische Projektplanung

Die Projektplanung ist finalisiert.
Der Kunde ist mit seinen Anforderungsbeschreibungen zufrieden und freut sich schon auf sein Produkt.
Wir implementieren seit Monates das Kundenprodukt.

Plötzlich ändern sich die Rahmenbedingungen!
Die Testphase müsse zwei Wochen früher starten.
Und einer unserer Entwickler muss unbedingt für die nächste Woche noch für ein parallel laufendes Projekt arbeiten.

Ein Grund zum Verzweifeln?
Vermutlich ;)

Agile Projektplanung

Das gleiche Szenario.
Wir praktizieren jedoch agile Softwareentwicklung.

Unser Planungshorizont ist flexibel.
Also implementieren wir für die nächste Zeit einfach keine neuen Features und fokussieren uns auf die Tests.

Ein Grund zum Verzweifeln?
Nein, alles kein Problem. Es ist die Planung und nicht ein Plan, die uns hier hilft.

Planung ist besser als ein Plan

Dies gilt vor allem, wenn die Planungshorizonte noch weiter entfernt sind.

Ein Produkt-Portfolio bzw. die Planung davon hat vor allem das Ziel, innovative Ideen in das Softwareprodukt einfließen zu lassen. Und zwar immer in dem Maße, wie es die Rahmenbedingungen der Entwicklungsorganisation zulassen.

Strategische Überlegungen und ein systematischer Zugang zu den Informationen der Zielmärkte sind essenziell, um mit möglichst reellen Informationen zu arbeiten. Moderne Anforderungsanalysen erfordern eine vertrauenswürdige und direkte Feedback-Kultur.

Neue Medien und soziale Netzwerke helfen, passende Services zu etablieren, um Kunden an die Produkte zu binden. So lassen sich ständig entwickelnde Kundenbedürfnisse zeitnah erheben.

Planung realisieren

Doch wie kann nun die Planung ganz konkret ausgestaltet werden?

Ein Beispiel:

Der zeitliche Horizont für Entscheidungen in der Portfolio-Planung umfasst grundsätzlich die nächsten vier Quartale. Das heißt, es werden keine Entscheidungen getroffen, die diesen Zeitraum überschreiten.

Je weiter die Entscheidungen in der Zukunft liegen, desto “unsicherer” sind diese Entscheidungen. Denn mit zunehmender Reichweite steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Entscheidungen durch sich ändernde Rahmenbedingungen, Bedürfnisse und Anforderungen infrage gestellt werden.

3-stufiges Vorgehen

Stufe 1

Alle Ziele werden für die nächsten vier Quartale grob beschrieben (Backlog-Ziele). Auf dieser Basis wird ein Ranking erstellt. Im Weiteren werden die Ziele je Produkt und Investitionsvolumen den nächsten drei Quartalen zugeordnet. Nur für diese Ziele erfolgt eine weitere Detaillierung zu den einzelnen Produktvisionen (Scoping). Ziele die erst im vierten Quartal den Planungshorizontes liegen, bilden den Vorrat für die nächste Zielplanung in 6 Wochen.

Stufe 2

Die nächste Stufe ist die Planung der Produktvisionen. Die Produktvisionen leiten sich aus den Zielen ab. Dabei werden nur die Produktvisionen definiert und in eine Abarbeitungsreihenfolge gebracht, die in den nächsten zwei Quartalen reali­siert werden sollen. Somit bleiben Ziele für ein Quartal als Vorrat übrig, die für die Ableitung weiterer Produktvisionen in 6 Wochen verwendet werden.

Stufe 3

In der dritten Stufe werden aus den Produktvisionen die Produkt-Features abgeleitet. Es werden nur die Produkt-Features definiert, die im nächsten Quartal reali­siert werden sollen. Diese Produkt-Features werden einem Ranking unterzogen. Somit bleiben Produktvisionen für ein Quartal als Vorrat übrig, die für die Definition weiterer Produkt-Features in 6 Wochen verwendet werden.

Vom Feature zur Story

Damit entsteht der Input für die Definition von User Stories, die sich aus den Produktfeatures ableiten.

Alle vier bis sechs Wochen sollten die Ziele, Produktvisionen und Produkt-­Features entsprechend fortgeschrieben werden, sodass immer ein ausreichender Vorrat erhalten bleibt und der zeitliche Horizont der nächsten vier Quartale umfasst wird.

Der Vorrat gibt ausreichend Flexibilität, um auf Änderungen jeder Art schnell reagieren zu können. Auf der anderen Seite verhindert diese Kaskade, dass sehr detaillierte Informationen, wie die hier beschriebenen Produktfeatures, für einen langen Zeitraum im Vorhinein mit der oben beschriebenen “Unsicherheit”  definiert und geplant werden.

“Je planmäßiger der Mensch vorgeht, um so wirkungsvoller trifft ihn der Zufall.”

Friedrich Dürrenmatt