Verbesserungen: Mehr richtig oder weniger falsch?

Verbesserungen: Mehr richtig oder weniger falsch?

Verbesserungen haben nicht immer damit zu tun, mehr Dinge richtig zu machen, sondern auch weniger falsch zu machen. Wie man das hinbekommen kann, zeigen wir am Beispiel Japan und der USA.

TV-Duell: Japan vs. Amerika

Die amerikanische Industrie ist bekannt dafür, rasch hohe Stückzahlen von eher durchschnittlichen Produkte herzustellen. Zu behaupten, für die Amis zähle ohnehin nur “Quantität vor Qualität” stimmt zwar nicht immer, trotzdem weiß man, dass sie rasch, billig und viel lieben, sofern man damit wachsen und seinen Profit erhöhen kann. Das hat sich seit dem 2. Weltkrieg auch nicht wirklich groß verändert.

Zumindest nicht bis in die 70er, als japanische Firmen begannen den US-Markt zu erschließen und Kontrahenten zu verdrängen. Wie ihnen das gelang, fasst ein Bericht aus New York zu etwa dieser Zeit ganz gut zusammen:

“Japanische Unternehmen legten auf etwas Wert, was später als Lean Production bekannt wurde: Die gnadenlose Beseitigung aller Arten von Verschwendung im Produktionsprozess bis hin zum Redesign der Arbeitsplätze, damit Arbeiter keine Zeit mehr beim Einrichten ihrer Werkzeuge verlieren. Das Ergebnis war, dass die japanischen Fabriken effizienter waren als die amerikanischen und japanische Produkte zuverlässiger waren, als die amerikanischen. Im Jahr 1974 waren die Service-Anrufe für in Amerika hergestellte Farbfernsehgeräte fünf Mal höher, als für japanische Fernseher. 1979 benötigten amerikanische Arbeiter dreimal so lang, um ihre Geräte zusammenzubauen.”

Kaizen, Lean Production usw.

Business-Schlagworte wie Kaizen, Lean Production and Process Improvement sind heute allgegenwärtig, kannte man damals aber in der westlichen Welt noch kaum. Und noch heute kämpfen viele (IT-)Betriebe mit diesen Begriffen und deren Bedeutung. Nicht wenige erkennen noch immer nicht, ob sie bereits “besser werden” und nur “nicht schlechter werden”…

Doch was genau machten die japanischen Mitbewerber anders? Nun, ganz einfach: Sie legten den Fokus nicht auf intelligentere Arbeiter oder auf bessere Materialien, sondern sagten sich bloß: “Lasst uns das gleiche Produkt bauen, aber mit weniger Fehlern!”. Sie optimierten also einen ihnen bekannten Prozess, indem Sie Dinge, die nicht richtig funktionierten, rausnahmen oder zumindest reduzierten, ohne sich mit der Erstellung von (eventuell unnötig) größeren, besseren oder teueren Produkte zu befassen.

“Besser werden” vs. “Nicht schlechter werden”: Bei der Betrachtung seiner Gewohnheiten, Prozesse und Ziele aller Art sollte die Unterscheidung stets hinterfragt werden!

Addition vs. Subtraktion: 2 Wege zur Verbesserung

Es gibt zwei Arten von Verbesserungen: Verbesserung durch Zugabe und Verbesserung durch Wegnahme. Verbesserung durch Zugabe fokussiert darauf, mehr das zu machen, was funktioniert: Herstellung eines schnelleren Autos, die Schaffung eines leistungsfähigeren Lautsprechers oder der Aufbau eines stärkeren Tisches. Verbesserung durch Wegnahme fokussiert sich hingegen darauf, weniger das zu tun, was nicht funktioniert: Fehler vermeiden, Komplexität reduzieren/vereinfachen und Unwesentliches einfach weglassen.

Diese beiden Konzepte von Addition (A) und Subtraktion (S) betreffen viele Bereichen unseres täglichen Lebens:

Bildung

  • A: schlauer werden, IQ erhöhen
  • S: dumme Fehler vermeiden, weniger mentale Fehler machen

Investitionen

  • A: mehr Geld verdienen, Wachstumschancen suchen und erkennen
  • S: kein Geld verlieren, Risiko limitieren

Webdesign

  • A: Call-to-Actions verbessern, Neugestaltungen ankurbeln
  • S: vom Inhalt ablenkende On-Page-Elemente entfernen

Fußball

  • A: mehr Tore schießen
  • S: weniger gegnerische Tore zulassen

Sport

  • A: Training intensivieren
  • S: weniger Trainings ausfallen lassen

Ernährung

  • A: neue Diät mit gesundem Essen
  • S: weniger ungesundes Essen essen

Auch wenn einige der Versuche ziemlich ähnlich klingen, sind sie nicht gleich. Nehmen wir die Ernährung: Ersteres fokussiert auf “Wie esse ich gesünder?” während der zweite Punkt auf “Wie esse ich nicht schlechter?” abzielt: “trying to chase the upside vs. focused on limiting the downside”.

Verbesserung durch Subtraktion

Jeder Projektmanager möchte “mehr tolle Arbeit”, aber nur wenige fordern “weniger schlechte Arbeit”. Jeder von uns mag Spitzenwerte. Jeder Sportler mag ein fantastisches Spiel. Jeder Produktverantwortliche möchte Bestseller-Produkte.

Fehler ganz zu vermeiden wird man nicht schaffen. Aus Fehlern zu lernen und wiederkehrende Fehler zu eliminieren, schafft man hingegen mit wenig Aufwand sehr rasch. Im echten Leben erzielt man bessere Ergebnisse eher, wenn man etwas wegnimmt, statt versucht hinzuzufügen, aus zwei einfachen Gründen:

  1. Fehler zu eliminieren ist einfacher, als Spitzenwerte zu erzielen.
    Wie? Indem man einfach jeden einzelnen Prozessschritt niederschreibt, kann man schon Bereiche identifizieren, welche reduziert oder eliminiert werden können.
  2. Verbesserung durch Subtraktion beginnt dort, wo ich mich gerade befinde.
    Es muss kein neues Performance-Level erreicht werden – es reicht, die Dinge, welche nicht funktionieren, wegzulassen – hier und jetzt! Es geht einfach darum, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass etwas nicht gut läuft.

Vergessen Sie also diesen einen großen Wurf! Große, revolutionäre Schritte funktionieren nicht – viele kleine, evolutionäre hingegen schon. Sie sind der Schlüssel zum Erfolg, weshalb es auch mehr bringt, laufend zu subtrahieren um letztendlich daraus seinen großen, langfristigen Wurf zu erreichen.